Nobelhobel

Töffreise vom 31. Mai bis 4. Juni 2008 durch Österreich und das Südtirol

1. Tag
Am Samstagabend ging's endlich los Richtung Feldkirch. Zügig kam ich voran und musste vor dem Verlad noch etwas warten. Dann wurde mein Hobel auf den Reisezug verladen und festgezurrt. Nun hiess es nochmals warten bis der Schlafwagen im Bahnhof einfuhr. Ich setzte mich solange in das Bahnhofrestaurant. Dabei grübelte ich über der Frage, wer wohl mit mir in das 4er-Abteil kommen wird? Werden es drei vollbusige 20-jährige Nymphomaninnen sein? (Wunschdenken) Oder drei biertrinkende Rüpel?
Während ich so nachdachte, setzte sich eine ältere Dame (etwas über 70ig) zu mir. Sie reiste ebenfalls nach Graz. Wir führten ein ungezwungenes Gespräch bis es langsam ans Einsteigen ging. Ich kramte mein Ticket hervor und sagte, dass ich Schlafplatz Nr. 62 hätte. Die Frau meinte dann, sie hätte 61. Ein Schmunzler kam mir von den Lippen. Toller Witz. Nachdem ich mein Quartier bezogen hatte, bestätigte sich dann aber der Witz. Die alte Frau hatte tatsächlich den Schlafplatz neben mir. Mist, nix mit den jungen Mädels. Wenige Augenblicke später kam dann noch ein Paar in meinem Alter ins Abteil. So, nun waren wir komplett.
Der Zug fuhr pünktlich um 23.32 Uhr Richtung Graz los. Sogleich gingen alle zu Bett. Für mich hiess es Ohrenstöpsel rein und schlafen. Am Morgen wurden wir vom Schaffner geweckt und erhielten ein kleines Frühstück (Kaffee mit Brötli). Etwas vor 07.30 Uhr waren wir bereits in Graz. Schnell den Hobel vom Zug holen und dann ging's ab Richtung Wien. Nach zirka 45 Minuten erreichte ich Hartberg, wo ich von meinem Kollegen Karl und seiner Familie bereits erwartet wurde.

Das Wiedersehen bereitete beiden grosse Freude. Herzhaft umarmten wir uns und klopften einander die Schultern. Nach einer Dusche wurde mir ein reichhaltiges Frühstück aufgetischt. Halt richtig steirisch. Dabei quatschten wir wie alte Kaffeetanten.

Nachfolgend zeigte mir Karl seine Stadt. Am Abend begaben wir uns in eine Buschenschenke, wo wir eine Jause assen. Dazu gab's Käferbohnen. Die waren so gross, dass man hätte meinen können, sie seien genmanipuliert. Ich fragte Karl deshalb auch, ob die aus dem Vorgarten eines Atomkraftwerkes stammen. Er lachte nur. Der Abend klang aus und ich begab mich in den Gasthof zum schlafen.

2. Tag

Am Montagmorgen hatte ich um 07.00 Uhr Tagwache. Kaum sass ich auf der Bettkante, machten sich auch schon die Käferbohnen von gestern bemerkbar. Es knatterte zwar nicht aber miefen taten die; grausam. Zum Glück war ich zum Frühstück alleine.
Gegen 08.30 Uhr fuhr ich dann zum Rathaus, wo Karl arbeitet. Nochmal ein kurzer Schwatz und dann ging's los. Mein Weg führte mich über Fischbach nach Bruck an der Muhr.

Es war eine schöne, hügelige Gegend mit geschwungenen Kurven. Dann fuhr ich ein Stück Autobahn bis Liezen. Von da führte der Weg durch grüne Landschaften nach Bad Aussee. Von da bog ich in ein kurvenreiches, bewaldetes Tal ein...

...bis ich dann an den Hallstättersee kam. Dort ass ich ein Lamm-Pfandl mit Röschti.

Da ich zeitlich gut dran war und die Sonne strahlte, entschloss ich mich, die Seen zu erkunden. So fuhr ich vom Hallstättersee über Bad Ischl an den Attersee...


...dann rüber zum Mondsee...

...vorbei am Krottensee und am Wolfgangsee entlang über Bad Ischl wieder zurück an den Hallstättersee. Von da ging's über den Gschüttpass allgemeine Richtung Bischofshofen. Vor dem Gschüttpass begann es dann zu regnen und gewittern, so dass ich das Regenkombi anziehen musste. Der Wunsch nach einem Kaffee war auch schon längere Zeit da. Weil's auf dem Gschüttpass wirklich geschüttet hat wie aus Eimern wollte ich auf der Passhöhe eine Rast machen. Aber oh weh, das Gasthaus war geschlossen. Da stand ich nun wie ein begossener Pudel im Strömenden Regen. Da kam dann die Wirtin und ihre Tochter und fragten, was ich wolle. Als ich mit treuem Hundeblick erklärte, dass ich nur einen Kaffee wolle hat sich die Tochter wohl meiner erbarmt. Sie holte mir einen Kaffee, den ich dann in der gedeckten Gartenwirtschaft trinken konnte. Derweil ergoss sich der Regen wie aus Badewannen über mein Motorrad. Als der Regen etwas nachgelassen hatte, fuhr ich weiter. Nur wenige hundert Meter weiter hörte es dann plötzlich auf zu regnen und die Strasse war trocken.

Da ich zügig vorwärts kam fuhr ich an Bischofshofen vorbei bis nach Bruck an der Grossglocknerstrasse. Hier fand ich beim Zacherlwirt eine Bleibe für die Nacht. Das Motorrad konnte ich im Autounterstand einstellen. Von der Raumgrösse her hätte ich es auch auf's Zimmer nehmen können (grins). Die Treppe war aber etwas zu steil.
Nach einer wohltuenden Dusche nahm ich das Nachtessen ein. Salat mit Streifen vom Landhenderl. Zum Dessert genehmigte ich mir einen Apfelstrudel mit Vanillesauce. Mmhhh.
Die Wetterprognosen für den nächsten Tag waren nicht allzu super. Dennoch entschloss ich mich am Morgen über den Grossglockner zu fahren. Mit Vorfreude auf den nächsten Tag schlief ich ein.

3. Tag

Nach dem Motto "der frühe Vogel fängt den Wurm" stand ich schon um 07.00 Uhr auf. Nach einem währschaften Frühstück vom Zacherlwirt setzte ich mich auf den Hobel und fuhr Richtung Grossglockner.


Schon bis zur Zahlstelle führte der Weg über geschwungene Kurven. Nach Entrichten der Strassenmaut von stolzen 18 Euro stieg ich dann Kurve um Kurve den Berg rauf.

Es war einfach einmalig. Kein Schwein auf der Strasse, nicht einmal Kühe auf der Weide. Weit und breit nur ich. Was will ein Biker mehr, wenn er freie Fahrt hat. Bis zur Passhöhe fuhr ich völlig alleine. Niemand weit und breit, als ob ich der einzige Mensch auf der Welt wäre. (So wie im Film "I'm Legend").


Gegen 09.30 Uhr war ich dann schon oben. Zum schmunzeln regte mich die Warntafel an, welche vor querenden Murmeltieren warnte. Bei uns warnt man ja vor Kühen oder allenfalls Wildtieren. Nach der Passhöhe wurde ich dann aber tatsächlich von Murmeltieren überrascht. Die Kerle hockten auf der Strasse rum, sprangen dann aber davon, als ich mit dem Motorrad näher kam. Auf den gut 50 km über die Hochalpenstrasse genoss ich das umwerfende Bergpanorama.



Alles war so schön; das Wetter, die Landschaft, die Kurven. Mir kam fast das Augenwasser. Am südlichen Fusse des Grossglockners machte ich dann einen Kaffeehalt.

Weiter ging's dann über den Plöckenpass ins Südtirol. Auch hier hatte ich wieder freie Fahrt. Kein Lastwagen und kein Holländer mit Wohnwagen. Und wieder super Kurven.



Die Dolomiten sind punkto Kurven einfach genial. Über unzählige Kehren führte mich der Weg über den Kreuzbergpass durch das Sextental nach Toblach und dann wieder südwärts über die Drei Zinnen nach Cortina d'Ampezzo.

Dort traf ich bereits um 15.00 Uhr ein. Cortina war eigentlich mein Tagesziel. Es war aber zu früh, um ein Hotel zu suchen. Deshalb fuhr ich weiter über den Passo di Falzarego und Passo Pordoi sowie den Karerpass bis nach Bozen.

Die Kurven waren so toll, dass ich einfach nicht zu fahren aufhören konnte. In Bozen suchte ich mir dann ein Hotel. Wieder hatte ich Glück und fand am Stadtrand eines mit Tiefgarage. Der Tag war superschön. Der Wetterbericht hatte zum Glück nicht recht und so schien mehrheitlich die Sonne. Erst um 16.00 Uhr bekam ich ein paar Spritzer Wasser ab. Mal schauen, wie das Wetter morgen wird.

4. Tag

Am Morgen stand ich wiederum um 07.00 Uhr auf. Entgegen des Wetterberichtes wieder schönes Wetter. Offensichtlich ist das einfach das Privileg des Südens. Nach dem Frühstück sattelte ich den Hobel und fuhr nordwärts Richtung Reschenpass. Je näher ich der Schweiz kam, desto mehr Wolken hatte es. Vor dem Stilfserjoch tankte ich nochmals das Motorrad voll und ab ging's die engen Kurven hoch.

Die Temparatur sank merklich und so fröstelte es mich auf dem Stilfserjoch. Da lag ja auch noch zünftig Schnee.

Weiter ging's über den Umbrail...

...ins Münstertal.

So, wieder Schweizer Boden unter den Rädern. Weiter ging's über den Ofenpass nach Zernez. Hier ass ich zu Mittag. Um 12.30 Uhr fuhr ich bereits wieder weiter Richtung St. Moritz. Dann über den Albulapass und Lenzerheide nach Chur. Hier nahm ich ein Stück die Autobahn bis nach Sargans. Dann über den Kerenzerberg Richtung Glarnerland. Dabei im rechten Augenwinkel immer den türkisfarbenen Walensee. Obwohl der Himmel ziemlich bedeckt war, regnete es immer noch nicht. Von Mollis fuhr ich weiter über den Ricken nach Wattwil und dann das Toggenburg hinunter nach Wil. Da nahm ich nochmals die Autobahn bis Frauenfeld und dann nach Hause. Kurz vor Diessenhofen bekam ich dann doch noch ein paar Tropfen Regen ab. Hier blinkte auch die Tankanzeige. Also auftanken und Hobel in der Garage versorgen.
Es war eine supertolle Töffreise. Das Wetter hat gestimmt, Kurven bis zum abwinken und schöne Landschaften. Einziger Negativpunkt war die fehlende Geselligkeit. Das Quatschen mit Kollegen beim Kaffee, Mittagessen oder am Abend hat schon etwas gefehlt.
Mehr Bilder im Grossformat gibts in der Diashow.